Cornelia Eichacker

Künstlerisches Vorhaben

Überlegungen zu " Die Frage nach dem Bild "

Seit meinen Anfängen steht das Malmaterial und sein besonderes Verhalten, oder seine spezifischen Ausdrucksmöglichkeiten wie ein eigenständiges, mich bestimmendes Moment im Mittelpunkt meiner Auseinandersetzung mit Malerei. Ich habe bisher überwiegend mit Eitemperafarben gearbeitet, neuerdings auch mit Acrylaten, Wachsseife und selbst angeteigtem Pigment, und dabei der  Farbintensität und Oberflächenwirkung die höchste Beachtung geschenkt. Das Aquarell kommt immer wieder ausschließlich zum Einsatz, oft über längere Perioden, da es mir nur durch absolute Konzentration auf eine Maltechnik möglich erscheint in deren "Wirklichkeit" vorzudringen.

Material, damit sind das Bindemittel, aber auch die unterschiedlichen Wirkungsweisen der Pigmente gemeint. Pigment, Bindemittel und Farbe sind eigentlich untrennbar miteinander verknüpft. Aber die Farbe, als Farbwert, Lichtwert und Bedeutungsträger, soweit es möglich ist diese gesondert zu betrachten, muß meiner Sehnsucht folgen und dem Anspruch nach Präzision genügen wie das Klangelement in einem musikalischen Gefüge. Ein Ton oder Farbton ist niemals ungefähr, sondern klingt nur in seiner absoluten Bestimmung in einer relativen Vernetzung mit anderen Farben.

Die Farbe erfährt einen Aufbau- und Zerstörungsprozess, bis sie sich zur eigenständigen Behauptung emanzipiert, oder um mit Horst Jantzen zu sprechen " Farbe, als Ausdrucks- und Eigenwert".
Das ist ein altes, ein zeitloses Thema.

Meine bildnerische Arbeit möchte ausschließlich den visuellen Mitteln der Bildschöpfung, Farbe, Lichtwert, Materialität vertrauen und verpflichtet sein. Sie definiert sich im Kontext der Geschichte von  Malerei, will keine Neuerung sein, kein Konzept vermitteln oder anschaulich machen.

"Ich will den akademischen Kontext einer stilistischen Zuordnung:
abstrakt-gegenständlich oder konstruktiv-organisch verlassen; - vielmehr aus der Fülle der Bildmittel schöpfen, ohne in Illusionsräumen zu baden, keine Tricks, keine Effekte, weder in der Tiefe des Bildes noch an dessen Oberfläche. Die Bildmittel repräsentieren in der Strenge ihrer Verwendung die Klarheit und Authentizität der Gedanken ihres Erfinders.

Jedes Verfahren ist erlaubt,... es aus dem Boden zu stampfen, es aus dem Meer zu ziehen, oder es langsam und bedächtig zu erarbeiten,….
aber der Vorgang muß eine Entsprechung in der Empfindung der Künstlerin haben, in deren Psyche verankert sein. Die Transparenz der Empfindung ist unabdingbar, sie muß nachvollziehbar bleiben.
Die Erforschnung einer eigenen Bildwirklichkeit vollzieht sich sehr langsam und unter ständigem Ringen.

In der Folge, oder Serie ergibt sich möglicherweise ein eigenes Universum, welches, sollte es Ausstrahlung besitzen, andere Blicke auf sich zieht und öffnet für Untiefen und Analogien.

Ein Bild verlässt mein Atelier, wenn es abgeschlossen , d.h. in der Lage ist, selbständig, zu "atmen", ein von mir unabhängiges Leben zu führen, fast, wie bei einer Geburt oder fast, wie ein erwachsen gewordenes Kind, welches das Haus verlässt.

Die Frage nach dem Bild: " Was ist das, ein Bild ?", bleibt offen. Ich will sie nicht beantworten, sondern stellen. Dies ist das Thema meines künstlerischen Vorhabens; diese Frage immer wieder als offene Frage zu stellen, nur eben nicht als begrifflich formulierte, sondern als visuell konzipierte Frage.

Text von Cornelia Eichacker